Das Reisen bringt mich zurück zur Natur und zu mir selbst

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Petra Lieberherr

Petra lebt seit mehreren Jahren in ihrem selbstausgebauten Campervan und reist damit alleine durch Europa.

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Ich glaube, es war die Neugierde gepaart mit dem Gefühl, dass es da draussen noch mehr gibt, als das, was unmittelbar vor meiner Nase liegt und direkt um mich herum passiert. Getrieben von dem Gefühl, musste ich aufbrechen und meine eigene Reise beginnen. Es war an der Zeit, mit meinen eigenen Sinnen zu erleben, wie es an anderen Orten dieser Welt aussieht, wie es dort riecht, sich anhört und anfühlt.

Auf eigene Faust die Welt entdecken

Meine aller erste Solo-Reise führte mich mit Rucksack auf die andere Seite des Globusses: nach Neuseeland. Ganz schön weit, für eine erste Reise. Aber so war ich wohl gezwungen, nicht auf halbem Weg kehrt zu machen und das alles nach nur einem Tag abzublasen. Natürlich war ich nervös – mein Gott und wie. Da lag so viel Unbekanntes vor mir. So viele Fragen: Was würde mich bloss erwarten? Wie würde ich das alles meistern? Und würde ich diese Reise überhaupt geniessen können, so ganz alleine?

Dass diese Reise wie ein Wendepunkt sein würde und den Grundstein meiner ganz persönlichen Reise legen würde – einer Reise zu mir selbst, das stand damals noch in den Sternen. Doch eines war klar, das sollte nicht meine letzte Solo-Reise bleiben. Ich hatte da etwas entdeckt, das mich fesselt und antreibt. Ich wollte mehr sehen, von dieser erstaunlichen Erde, vor allem von ihrer Natur.

Portrait von Frau auf Reisen

Zurück zur Natur

Denn mit dem Reisen habe ich auch zur Natur zurückgefunden und meine Passion für den Outdoorsport entdeckt. Ich fing an, das Reisen mit Wandern, Radfahren und Laufen zu verbinden. Umso näher an der Natur, desto intensiver mein Reiseerlebnis. Bietet die Natur doch alles, was ich brauche. Ich brauche kein menschenerschaffenes Unterhaltungsprogramm auf Reisen, die Mutter Natur ist das Vollkommenste, was wir je erleben werden. Wenn wir das erkennen, werden wir sie mit Respekt, Verbundenheit und Würde behandeln. Das ist meine grösste Hoffnung, in dieser Welt, wo sich die Menschen so sehr von der Natur und dem eigenen Wesen entfremdet haben.

Reisen als spiritueller Lehrer

Das Reisen und die Fotografie sind eine Art spiritueller Lehrer. Sie richten meine Aufmerksamkeit sowohl auf Details wie auch das Wesentliche – auf die Essenz des Lebens. Durch meine Liebe zur Fotografie und dem Reisen entdecke ich immer wieder neue Orte. Und manchmal kehre ich an einen Ort zurück, nur um zu sehen, wie es sich anfühlt. Entdecke ich Neues an mir bekannten Orten? Dann frage ich mich, hat sich tatsächlich äusserlich etwas verändert oder hat die Veränderung in mir drinnen stattgefunden?

Begegnungen die bewegen

Das Beste am Reisen ist, dass wir ständig unsere Erfahrungen und Wahrnehmung expandieren. Und wenn unser Blick erst Mal geweitet ist, können wir nie wieder in alte Dimensionen zurückkehren. Wir lernen konstant auf Reisen – denn die Welt da draussen mit ihren Menschen ist die beste Schule.

Reisen hat mich gelehrt, flexibel und anpassungsfähig zu sein, was mir bis heute in vielen unterschiedlichen Situationen geholfen hat. Es hat mich auch gelehrt, Vorurteile abzubauen. Die Welt, aber auch mich selbst mit anderen Augen zu sehen und näher an den Sinn unserer Existenz zu kommen. Es sind vor allem die Begegnungen mit Menschen, die mich geprägt haben.

Freundschaften über Landesgrenzen hinaus, interkulturelle Beziehungen und flüchtige Reisebegegnungen. All diese Menschen, denen ich für einen Moment lang zugehört habe und ihre Lebensgeschichte in einem Waschsalon oder auf der Parkbank erzählt bekommen habe.

War es doch gerade kürzlich, als ich zu Fuss unterwegs war und plötzlich eine Männerstimme mich nach der Uhrzeit fragen höre. Da sass dieser alte Mann auf dem kleinen Hocker unter einem Baum, direkt an einer wenig befahrenen Strasse. Aus dem „Ti óra eínai?“, wurde ein eineinhalb Stunden langes Gespräch über eine tragische Kindheit, die Arbeit im fernen Ausland, die heilende Wirkung der Natur und der korfiotischen Mafia.

Wäre ich zuhause geblieben, hätte ich all diese Gespräche nie geführt mit diesen Menschen aus anderen Kulturen, mit anderen Werten und anderen Lebensentwürfen.

Von Dankbarkeit und Wachstum

Jeden Tag bin ich dankbar für die Möglichkeit, in andere Ländern reisen zu können und bin mir diesem Privileg mehr als bewusst. Denn so vielen Menschen auf dieser Erde ist und bleibt dieses Privileg vorenthalten. Alles bestimmt durch diesen einen reinen Zufall: unseren Geburtsorte.

Um zu verstehen, dass die Welt so viel mehr ist, so vielfältig, so anders als das, was wir aus unserem eigenen Mikro-Kosmos kennen, müssen wir in die Welt aufbrechen. Denn gewisse Dinge kann man nicht aus Erzählungen und Büchern lernen, man muss sie erleben, um ein Verständnis dafür zu entwickeln.

Reisen hat mich verändert und wird mich weiter verändern. Ich musste hinausziehen, die Freiheit suchen, um mich zu finden.

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