Menorca, die ursprünglichste Insel der Balearen, lockt mit seiner unberührten Natur. Kleine Buchten mit kristallklarem Wasser, fruchtbare Schluchten, rote Felsen und steile Klippen. Fast die Hälfte der Inselfläche steht unter Naturschutz. Eine Reisedestination sowohl für Naturliebhaberinnen wie auch für Outdoorsport-Fans. Wer es also aktiv mag auf Reisen, trifft mit Menorca zweifelsohne die richtige Wahl.
Mit dem Jeep die Insel entdecken
Es rüttelt und schüttelt auf der Rückbank des Land Rover Defenders. Das offene Dach lässt den frischen Morgenwind durch unsere Haare wehen und wir ziehen die Reissverschlüsse der Jacken hoch. Wir fühlen uns der menorquinischen Natur ganz nah. Pera, unser Fahrer und Guide, manövriert den Geländewagen mit spielierisch Leichtigkeit über die schmalen, steinigen Landstrassen und erzählt uns dabei enthusiastisch von der menorquinischen Geschichte und den geologischen Eigenheiten der Balleareninsel. Diese bekommen wir unmittelbar nach der ersten Fahrt im Nodern der Insel zu sehen.
Jeep Safari
Eine Jeep Safari ist eine tolle Möglichkeit, die Insel zu erkunden und an Orte zu gelangen, die für die Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich sind. Und gleichzeitig erfährt man Spannendes über Menorca.
Der wilde Norden
Wir lassen den Jeep stehen und wandern auf einem mediterran anmutenden Wanderweg in Richtung Nordküste, bis wir auf den Cami de Cavalls stossen, den historischen Reiterweg, der die Insel einmal umrundet. Von den Klippen aus schauen wir auf die schöne Bucht von Cala de Pilar. Eine abgelegene Bucht mit unberührtem Strand aus Kies und Sand. Nur ein paar wenige Leute haben an dem Tag den Weg hierhin gefunden und baden und schnorcheln in der seichten Bucht.
Es ist ein wildes Landschaftsbild, von Rottönen dominiert. Rötlicher Sand und blaugrünes Wasser schaffen eine kontrastreiche Symbiose. Formationen aus Schiefer und rotem Buntsansstein sind typisch für die nördliche Tramuntana, dem Milionen alten Teil der Insel. Das pure Gegenteil des jüngenren Südens, des weissen Menorcas, mit seinen Klaksteinen und Höhlen. Die Insel beeindruckt mit ihrem geologischen Erbe und ihrem ausserwegöhnlichen Farbenreichtum.
Nur unweit des Strandes finden wir unterhalb eines orange-roten Felsens eine Süsswasserquelle mit glasklarem Wasser. Hier lebt eine ganz besondere Schnecke, die Mercuria balearica (Süsswassermollusken), die tatsächlich nur hier und an drei weiteren Plätzen auf Menorca vorkommt. Sie ist so winzig, dass sie selbst auf der Fingerspitze unseres Guides kaum zu sehen ist.
Ausblick vom El Toro
Die Jeep-Tour führt uns zum Mittagessen zum höchsten Punkt der Insel, dem El Toro. Mit nur 359 Metern zwar nicht sonderlich hoch, aber trotzdem haben wir von hier oben überraschenderweise einen fantastischen Ausblick. Wir sind erstaunt, wie grün und hügelig die Landschaft Menorcas ist. Auf dem El Toro steht das Heiligtum Santuario de la Virgen del Toro, eine geschnitzte Holzstatue, die der Jungfrau Maria gewidmet ist. Es gibt eine alte Legende, die erzählt, auf welche wundersame Weise die Mercedarier in Begleitung eines Stiers (spananisch toro), der ihnen den Weg ebnete, die Madonnenfigur entdeckten.
Das archäologische Erbe der Insel
Menorca hat eine lange Geschichte – seit Beginn der Bronzezeit (2000v. Chr.), die heute als prätalayotische Zeit bekannt ist, gibt es menschliches Leben auf der Insel. Wir begeben uns mit Pera auf die Spuren der ersten prähistorischen Siedler und fahren nach Torre d’en Galmés, der grössten prähistorische Siedlung Menorcas. Sie liegt auf einem Hügel, ideal um ein grossen Teil der Südküste unter Kontrolle zu halten. Wir tauchen in die talayotische Kultur ein und wandeln durch grosse Steinbauten und Ruinen.
Eindrücklich, wie viele Bauwerke die Zeit überdauert haben: Grabbauten, Tempel, Behausungen erinnern and die Besetzung der Insel durch prähistorische Gemeinschaften, die über das trockene Hochland im Süden und die schroffen Hügel im Norden zu finden sind.
Seit Kurzem (18.9.2023) ist die Talaiot-Kultur auf Menorca offiziell Welterbe. Die Unesco würdigt die Talaiots auf Menorca als archäologische Stätten von aussergewöhnlicher Authentizität und als einzigartiges Zeugnis einer vergangenen Zivilisation, die vor rund 3.500 Jahren ihren Anfang nahm.
Ausflugstipp
Die Naveta des Tudons ist das bekannteste Grabmonument auf Menorca, und dazu eine Art von Grab, die nur auf der Insel existiert.
Menorcas verwunschene Schluchten
Pera erzählt uns, dass es 30 Schluchten gibt auf Menorca. Wir denken, dass wir uns verhört haben und fahren im selben Moment durch eine der menorquinischen Schluchten. Die Strasse schlängelt sich durch die Barranc und wir fühlen das Mikro-Klima, das hier herrscht. Geschützt vom Wind und reich an Wasser, floriert die Vegetation. Sogar Obstbäume wachsen in einer der Schluchten, die wir gerade im Jeep durchqueren.
Wanderung durch die Barranc de Binigaus
Am besten erlebt man eine der Barrancs (Schluchten) aber zu Fuss. Deshalb brechen wir am folgenden Tag zu einer kleinen Wanderung auf. Aus Es Migjorn Gran starten wir unsere Wanderung durch die Schlucht Binigaus. Auf schmalen Wegen geht es durch die üppige Vegetation. In der Schlucht befindet sich zudem die grösste Höhle der Insel, die Coves des Coloms. Wie eine natürliche, in steingemeiselte Kathedrale versteckt sie sich im Fels – stattliche 24 Meter hoch und 100 Meter lang, ist die Höhle, die Vögeln und Fledermäusen Schutz bietet. Weiter Richtung Süden gelangen wir zum Strand von Binigaus, der einlädt, eine Badepause einzulegen, bevor man wieder zurück nach Es Migjorn Gran wandert.
Die Tour
Hier findest du alle Details zur Rundewanderung durch die Schlucht von Binigaus zur Cova des Coloms.
Es Molí de Baix – Eco Tourism in der Barranc d’Algendar
Überwachsen und wild, ja gar verwunschen ist der Weg am Eingang der Barranc d’Algendar. Es fühlt sich an, als stünden wir an der Pforte zu einem märchenhaften Paradies. Dass uns hinter dem eisernen Tor eine Oase der Fruchbarkeit und Ruhe, eine Quelle der Energie und Kraft erwarten würden, lag ausserhalb unserer Vorstellungskraft.
Wir spazieren nicht alleine durch die Schlucht, Flora Ritmann die Besitzerin und Bereiberin von Es Molí de Baix erwartet uns bereits. In Holland geboren, zog sie in jungen Jahren mit ihren Eltern nach Menorca. Sie kauften damals die Liegenschaft Es Molí de Baix inklusive der zwei in den Fels gebaute Häuser, im Herzen der Schlucht von Algendar. Flora ist geblieben und betreibt heute die Farm. Man merkt auf anhieb, das ist nicht einfach nur ein landwirtschaftlicher Betrieb, es ist ein Ort der bewegt und lebt.
Wir spazieren mit Flora durch die Schlucht, Ranken säumen den Wege. Um uns herum hohe Klippen, Schmutzgeier kreisen über unseren Köpfen, Steineichen spenden Schatten, Kiefern wachsen und Bewässerungsgräben lassen an vergangene Zeiten denken. Es Molí de Baix ist ein Ort von grossem ökologischem und kulturellem Wert, bekannt für seine Legenden und Sagen.
Flora weiss um den Wert und der Fragilität der Barranc d’Algendar und investiert viel für den Erhalt des Ökosystems. Sie bewirtschaftet ihr Land selbst, oft mit Hilfe von Freiwilligen. Hier wachsen Kräuter, Zitrusfrüchte, Avocados und Kürbisse. Aus den Kürbissen schnitzt Flora kleine Kunstwerke, die sie an lokalen Märkten verkauft.
Es Molí de Baix kann man auf Anfrage besuchen. Hier finden nebst Spaziergängen, Workshops und Retreats aller Arten statt. Künftig werden Führungen angeboten, die in die Pflanzen- und Vogelwelt der Schlucht eintauchen lässt.
Es Molí de Baix besuchen
Touren, Führungen und Besichtigungen müssen direkt angefragt werden.
Kulinarik – Käse, aber bitte viereckig
Wir schwingen uns in unser Mietauto und machen uns auf den Weg in Richtung Alaior. Die Sonne scheint und es ist noch richtig schön warm und das obwohl es bereits Oktober ist. Entlang der Me-1 geht es vorbei an Trockenmauern, aber vor allem an grünen Feldern, Bäumen und Gebüschen. Wir staunen immer wieder über die vielfältige Natur.
Menorca wurde im Jahr 1993 von der Unesco zum Biosphärenreservat erklärt. Die Liste der Produkte und Dienstleistungen, die das vom Consell Insular de Menorca verliehene Biosphärenreservatssiegel tragen, wächst seit daher ständig.
Dazu gehört auch die Finca Binillubet, die wir heute besuchen. Die familiär geführte Farm stellt den traditionellen menorquinischen Käse her. Von Llucia werden wir herzlich begrüsst. Noch viel überschwänglicher ist jedoch die Begrüssung von Chase, dem kleinen Hofhund. Er kann seine Freude nicht zurückhalten und springt an uns beiden hoch. Wie könnte es auch anders sein, Petra und er sind direkt Freunde und so weicht er uns nicht mehr von der Seite.
Unsere Tour startet bei den Kühen. Auch streicheln ist hier erlaubt. Schnell merken wir, dass die Minorquins sehr stolz sind auf ihre Zucht. Dazu zählen nicht nur die Kühe, sondern auch die Pferde. Diese würden wir dann später noch sehen. Von den Kühen geht es weiter in die Käseproduktion. Unser Timing ist perfekt. Die Mitarbeiter der Farm sind gerade dabei, den Käse zu binden. Diese Bindung ist entscheidend und später ein Qualitätsmerkmal. Von dort aus geht es dann in den Reifungskeller und zum schliesslich weiter zur Verkostung, auf die wir nur so gewartet haben.
Dort lernen wir noch weitere Bewohner der Farm kennen, die vielen Katzen. Petra schwebt einmal mehr im siebten Himmel und kann gar nicht genug bekommen von den süssen Tierchen.
Steffi widmet sich in der Zwischenzeit dem leckeren Käse und der Limo. Die Aussicht ist grandios. Direkt vor uns sind blühende Sträuche, sowie Olivenbäume. Es duftet herrlich. Ein rundum gelungener Ausflug.
Der Queso de Mahón gehört zu den Besten Käsen Spaniens und ist übrigens ein sehr beliebtes Exportprodukt, das in exklusiven Geschäften gekauft werden kann. Die Farmer werden unterstützt durch das Cooperativa Camp de Menorca. Das heisst, sie müssen sich nicht selber um den Verkauf kümmern, sondern verkaufen das Produkt an das Cooperativa. Dem Bauern wird damit viel administrative Arbeit abgenommen und er kann sich voll und ganz auf sein Kerngeschäft fokussieren.
Die Produzenten Menorcas
Touren, Führungen und Besichtigungen müssen direkt angefragt werden.
Menorcas kristallklare Buchten
Viele der menorkinischen Strände sind nicht direkt mit dem Auto erreichbar, weshalb sie oft nicht von Menschen überrannt werden. Zu Fuss oder übers Meer gelangt man zu diesen traumhaften Buchten und malerischen Strände. Wir wagen zu behaupten, dass alle Buchten auf Menorca sehr schön sind. Die folgenden zwei Orte haben wir uns angeschaut.
Cala Es Grau
Am Tag vor dem Abflug düsen wir in Richtung Es Grau. Bevor es zurück in die deutlich kältere Schweiz geht, möchten wir den Strand nochmals in vollen Zügen geniessen. Dieser ist sehr seicht, weshalb er sehr kinderfreundlich ist. Abgesehen von dem schönen Strand sind wir auch sehr begeistert von dem kleinen Örtchen. Ganz in weisser Kalkfarbe präsentiert es sich. Dieser Ort lädt sehr zum Verweilen ein.
Mirador de sa Cala de Binidalí
Die Orte zu entdecken ohne davor wahnsinnig viel gegooglet zu haben, macht uns besonders viel Spass. Genau so haben wir auch diesen wunderschönen Sonnenuntergangsspot gefunden. Wir schlendern der Klippe entlang und geniessen die Meerbrise.
Auch diesen Ausflug kann man wunderbar mit einem vorgängigen Strandbesuch verbinden. Der Cala Binidalí liegt in unmittelbarer Nähe. Ein kurzer Fusspfad führt zu diesem eher ruhigen Strand.