Wenn ich Leuten erzähle, dass ich es liebe, im Dschungel unterwegs zu sein, fernab der Zivilisation, dort, wo man der Natur ganz nahe ist, dann ernte ich oft ungläubige Blicke. Darauf folgen dann Aussagen wie: „Das wäre nichts für mich“ oder „diese Tiere im Dschungel, ich meine, diese Käfer und so, nein Danke. Und dann hat es da sicherlich auch noch Schlangen.“ Nun ja, was soll ich sagen. Natürlich leben im Dschungel auch Käfer. Und auch einer Schlange kann man durchaus mal begegnen. Der Dschungel ist ein faszinierender Lebensraum und genau deshalb zog es mich nach Selva Bananito.
Es kann sehr gut sein, dass man auf seiner Costa Rica Reise nie mit dem Namen Selva Bananito konfrontiert wird. Denn dieser Ort ist nur für jene etwas, welche die Natur hautnah erleben wollen. Für Menschen, die sich auf das Wesentliche reduzieren und sich einlassen auf eine ganz besondere Zeit. Für viele dürfte es ein kleines Abenteuer sein. Und wer weiss, vielleicht lohnt sich ja ein Abstecher nach Selva auch für jene, die sonst an die Karibikküste fahren um zu baden. Selva Bananito liegt zwischen Limon und Puerto Viejo, ein wenig ins Landesinnere versetzt. Also perfekt geeignet für einen kleinen Abstecher.
Fast unberührte Natur und eine wunderschöne Lodge
Wer den ursprünglichen Regenwald in seiner vollen Pracht erleben möchte, der sollte Selva Bananito auf seiner Costa Rica Reise unbedingt berücksichtigen. Denn sieht man vielerorts nur noch Sekundärwald, so steht hier noch Primärwald. Man erlebt die Evolutionsgeschichte also ganz nah. Und wenn wir gerade bei Geschichte sind, ein kleiner Fun Fact: Einige Bäume hier standen bereits als Christoph Kolumbus 1502 auf einer kleinen Insel bei Limon landete und Costa Rica entdeckte. So zumindest steht es in gewissen Geschichtsbüchern. So oder so, die Bäume in Selva Bananito haben auf jeden Fall schon einige Jährchen hier erlebt. Das Bemerkenswerte ist, dass noch ein derart grosses Areal von Selva Bananito erhalten werden konnte. Schliesslich gab es eine Zeit, in der in Costa Rica enorm viel Holz wegen des Profits geschlagen wurde. Das Land schaffte den Turn around und Wiederaufforstung ist nun in aller Munde. In Selva schaut Jürgen Stein zum Rechten. Jürgen ist der Sohn deutscher Auswanderer. Geboren in Kolumbien, kam er später mit seiner Familie nach Costa Rica. Sein Vater erwarb grosse Ländereien und wollte ebenfalls Geld im Holzmarkt verdienen. Jürgen und seine Schwester aber stellten sich gegen ihren Vater und heute ist Jürgen quasi der Schutzpatron von Selva Bananito. Zusammen mit seinem Team versucht er zum einen die Natur zu erhalten und zum anderen, die Natur den Reisenden näherzubringen. Mehr zu Jürgen gibt es in diesem Interview.
Was Jürgen in Selva Bananito geschaffen hat, ist beeindruckend. Denn wer den abenteuerlichen Weg über Schotterpiste und durch das Flussbett auf sich nimmt, der kommt in den Genuss einer wunderschönen Lodge mitten im Dschungel. Hier finden sich frei stehende Häuschen mit eigenen Badezimmern und Balkon. Die meisten Unterkünfte haben zwei, grosszügige Betten. Andere sind gar für Familien ausgestattet. Zum Verweilen laden die Hängematten auf der Veranda ein. Frühstück und Abendessen gibt es im Haupthaus. Es ist der Ort, wo sich die Reisenden treffen und austauschen. Hier hält Jürgen auch seine Vorträge, wenn mal wieder Schulklassen auf Besuch sind. Denn Jürgen ist es wichtig, dass er mit seiner Botschaft auch die junge Generation erreicht.
Wer Glück hat, der kommt also in den Genuss einer spannenden Präsentation, welche Jürgen übrigens nicht nur in Spanisch, sondern auch in Englisch und Deutsch hält.
Die Lodge ist ein riesiges Highlight. Es ist wahnsinnig schön, in der Geräuschkulisse des Dschungels zu schlafen. Besonders wenn es regnet, entfaltet Selva Bananito eine ganz besondere Magie. Und der reine Fakt, dass man aus dem Bett aufstehen, zehn Schritte gehen und dann den Blick in den Dschungel schweifen lassen kann, macht einen Aufenthalt hier zu einem unvergesslichen Erlebnis. Jürgen hat zu mir gesagt, dass es sein Ziel sei, dass die Leute Selva Bananito anders verlassen als zu dem Zeitpunkt, als sie gekommen sind. Damit bezieht er sich auf die Einstellung der Leute zur Natur. Und wenn einer dies schaffen kann, dann Jürgen. Daran besteht kein Zweifel. Denn Jürgens Passion für die Natur ist ansteckend.
Auf den Spuren des Jaguars
Das grosse Highlight für mich ist, dass man in Selva Bananito auf den Spuren des Jaguars wandeln kann. Dafür begibt man sich für mehrere Tag in den Dschungel. Jürgen und sein Team haben kleine Camps errichte, welche man für diese ganz besondere Tour nutzen kann. Und das ist auch nötig, denn bei diesen Touren geht man so tief in den Dschungel rein, dass man es am gleichen Tag nicht wieder zurückschaffen würde. Das bedeutet, dass man natürlich auch im Dschungel übernachtet. In einer Hängematte oder auf einer kleinen Matte. Wer Glück hat, kann dabei wirklich einen Jaguar sehen. Die Chancen sind zwar gering, aber man weiss ja nie.
Spannende Aktivitäten
Wer nicht so tief in den Dschungel rein möchte, aber trotzdem unvergessliche Momente erleben möchte, für den werden verschiedene Aktivitäten angeboten. Beispielsweise das Pferdereiten. Nicht gerade meine Lieblingsaktivität. Aber sicherlich enorm spannend. Dabei erlebt man den Lebensraum nochmals von einer ganz anderen Seite. Das Besondere ist, dass man nicht nur ausserhalb des Dschungels entlang reitet und dabei die Bereiche von Selva sieht, welche man auf einer Dschungeltour verpasst, sondern mit den Pferden auch in den Dschungel hinein reitet. Und so wird diese Tour, ob Pferdefan oder nicht, zu einem ganz speziellen Erlebnis.
In Selva werden auch kleinere Zipliningtouren angeboten und wer mag, kann sich auf eine Bird watching Tour begeben. Wenn das Wetter mitspielt, hat man die Chance, sogar Tukane zu sehen.
Ebenso gibt es kürzere Wanderungen in den Dschungel. Ein Weg führt zu einem Wasserfall. Wer möchte, kann sich dort abseilen. Das ist übrigens auch bei der Ziplining Tour möglich. Denn eine Plattform ragt auf 48 Metern Höhe. Von dort kann man den direkten Weg nach unten nehmen und sich an einem Seil herablassen.
Wer hoch hinaus will…
..der bucht sich bei Jürgen einen Privatflug in seinem Gyro Plane. Dabei handelt es sich um ein kleines leichtes Fluggerät, welches optisch an einen Hubschrauber erinnert, technisch dann aber doch ein wenig anders funktioniert. Der Gyro ist offen, was bedeutet, dass man so in den Genuss eines ganz besonderen Flugerlebnisses kommt. Geflogen wird natürlich nur bei gutem Wetter, weshalb man ein wenig Glück braucht. Für mich war der Rundflug das zweite ganz grosse Highlight während meiner Zeit in Selva. Den Dschungel aus der Vogelperspektive zu erleben, ist unglaublich. Vor allem, da man durch die Konstruktionsweise des Fluggeräts extrem viel vom Flug mitbekommt. Es fühlt sich wesentlich intensiver an als in einem Kleinflugzeug beispielsweise.
Selva Bananito ist ein unglaublicher Ort
Wunderschöne Natur und spannende Tiere. Nur schon das ist Grund genug, hier vorbeizuschauen und gleich mehrere Tage zu bleiben. Wer Aktivitäten braucht, auch für den ist gesorgt. Und wer leckeres Essen liebt, der ist in Selva Bananito sowieso am richtigen Ort. Eines ist mir aber noch wichtig: bitte bleibt nicht nur einen Tag. Plant gleich mehrere Tage ein. Dies erlaubt es einem nämlich, so richtig in diese wunderbare Natur einzutauchen und vor allem auch, sich während der Zeit des Aufenthalts mal mit Jürgen auszutauschen. Jürgen ist ein unheimlich inspirierender Mensch. Da lohnt es sich, Zeit zu haben.