Sagenumwoben, mystisch und majestätisch – Ararat ist mehr als nur der höchste Berg der Türkei. Der Berg findet schon in der Bibel seine Erwähnung. Denn genau in dieser Gegend soll einst die Arche Noah nach der Sintflut gelandet sein. Der heiliger Berg übt seine Faszination aber auch auf Bergsteiger aus – jedes Jahr erklimmen rund 30’000 Personen aus der ganzen Welt den über 5000 Meter hohen Gipfel des Ararat.
Und genau dafür lohnt es sich, in die Provinz Ağrı zu reisen. Mit seinen 5137 m ragt der Berg hoch in den Himmel und ist schon aus der Ferne vom Tiefland Ostanatoliens zu erspähen. Ostanatolien ist flächenmässig das grösste geografische Gebiet der Türkei, jedoch das dünnst besiedelste. Das verleiht mir das Gefühl von unendlichen Weiten und Abenteuer. Die Abgeschiedenheit, die unberührte Landschaft und die Gastfreundschaft der Menschen zeichnen zweifelsohne diese Region aus. Auch wenn hier kein touristisches Ballungszentrum ist, gibt es einiges zu entdecken: von Naturschönheiten und Kulturdenkmälern. Allem voran natürlich den Berg Ararat.
Der heilige Berg
Agri Dagi, der grosse Berg der Schmerzen, wie ihn die Türken nennen, liegt weit im Osten der Türkei am Dreiländereck Armenien, Iran und Türkei. Ararat ist ein vulkanischer Doppelgipfel und eines der mächtigsten Vulkanmassive der Welt. Der «Grosse Ararat» ragt mit seinen 5137 m über die ostanatolische Steppe und ist über einen hohen Sattel vom «Kleinen Ararat» mit 3896 m getrennt. Sein Name leitet sich vom Wort „Urartu“ ab, der alten Bezeichnung des urartäischen Reiches.
Wanderung zum Ararat Base Camp (3200 MüM)
Eine Wanderung zum Ararat oder gar zum Gipfel ist ein Must, wenn man in die Provinz Ağrı reist. Bei mir blieb es leider nur bei einer Tageswanderung zum Base Camp, da die Zeit für die Besteigung nicht ausreichte. Aber so muss ich halt nochmals kommen – gibt wohl Schlimmeres.
Von Ağrı aus starten wir früh in den Tag, denn wir haben eine lange Fahrt vor uns, bis zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Knapp 100 Kilometer fahren wir von Ağrı nach Doğubeyazıt. Da wechseln wir das Fahrzeug, denn ab hier geht es nur noch mit 4×4 weiter. Der geländegängige Minibus bringt uns durch die Dörfer Eli und Topcatan. Die holprigen, steilen Schotterstrassen verlangen dem Fahrzeug alles ab, sodass wir einen Stopp einlegen müssen, um den Motor auskühlen zu lassen. Also kleine Zwangspause mit wunderbarem Blick auf den imposanten Berg in der Morgensonne. Halb so wild.
Der Fahrer ruft uns nach einer Weile wieder beisammen, wie legen die letzten Kilometer hinter uns und steigen auf 2200 Metern aus. Ab hier ist nun unsere eigene Körperkraft gefragt. Nun startet unser Aufstieg zum Basecamp 1, das sich auf ungefähr 3200 Metern Höhe befindet. Also über Tausend Höhenmeter, die es zu bezwingen gilt.
Die ersten Kilometer führen uns über die staubige Schotterstrasse, die erst vor Kurzem angelegt wurde. Wir kommen an einem aus Stein gebautem Teehaus vorbei, kreuzen unseren Weg mit Tragepferden und anderen Wanderern.
Wir zweigen nun links ab und verlassen die Schotterpiste um einem kleinen Wanderpfad zu folgen. Überall liegen Steinblöcke. Die felsige Landschaft erinnert uns daran, dass wir hier gerade einen ruhenden Vulkan hochkraxeln. Es handelt sich um einen Vulkanberg aus Basalt, der sich in etwa 4000 m Höhe in Andesit-Lava verwandelt. Über unseren Köpfen kreisen plötzlich Adler, die uns ihre mächtige Spannweite stolz präsentieren.
Nach ungefähr drei Stunden erreichen wir das Base Camp 1, von wo aus wir einen tollen Ausblick und sogar Sicht auf das Base Camp 2 über uns auf 4200m haben. Zeit für eine wohlverdiente Mittagspause. Adem, ein Guide von Ararat Saltik Climbing, tischt uns in einem der Gemeinschaftszelte kleine Snacks und Leckereien auf und führt uns durch das Camp. Hier bleiben die Bergsteiger meist zwei Nächte für die Akklimatisierung. Für uns jedoch geht es leider schon wieder bergab. Wie gerne hätte ich den Gipfel erklommen. Ich habe sie gefühlt, die magische Anziehungskraft dieses sagenumwobenen Berges.
Die Tour
- DISTANZ: 11 km
- HÖHENMETER: 1’100 Hm
- HÖCHSTER PUNKT: 3’300 MüM
- DAUER: 4-6 Stunden
Top of Turkey: Die Besteigung des Ararat
Wer mehr Zeit und Ausdauer hat, sollte unbedingt ganz hoch. Denn trotz seiner Höhe ist die Begehung des Ararats technisch einfach – es ist vor allem gute Kondition, Trittsicherheit und Teamwork gefragt. Die grösste Herausforderung ist wohl eher die Höhenverträglichkeit und nicht der Schwierigkeitsgrad. Deshalb ist es auch wichtig, sich gut zu akklimatisieren und nicht zu schnell aufzusteigen. Auf der Gipfeletappe kommen Eispickel und Steigeisen zum Einsatz, da in höheren Lagen Schnee liegt und sich auf dem Gipfel ein Gletscher befindet.
Die Ararat Besteigung dauert in der Regel 4-5 Tage, kann in einer Gruppe oder mit einem privaten Bergführer unternommen werden. Ararat ist übrigens für europäische Bergsteiger der nächstgelegene Berg dieser Kategorie und sowohl für geübte Wanderer wie auch für ambitionierte Bergsteiger machbar und ein einzigartiges Erlebnis.
Nicht ohne Bewilligung
Der Ararat liegt nach wie vor in einem militärisch kontrollierten Gebiet, deshalb darf man den Berg nur mit einem sogenannten Sport-Visum der türkischen Behörde und in Begleitung eines lizensierten Bergführers besteigen. Diese Bewilligung kannst du am einfachsten von einem Reiseveranstalter (siehe Empfehlungen weiter unten) besorgen lassen oder du beantragst das Permit direkt bei den Behörden. Den Antrag stellst du auf der türkischen Botschaft beziehungweise dem Konsulat in deinem Land. Das Antragsverfahren nimmt in der Regel 2-3 Monate in Anspruch, also lieber frühzeitig vor der Reise den Antrag stellen, damit der Besteigung nichts im Wege steht.
Da jüngst mehr Kontrollen in den Base Camps durchgeführt werden, ist es nicht empfehlenswert, ohne die Bewilligung auf eigene Faust den Ararat zu erklimmen.
Reiseveranstalter, Guides und Shop
Ararat Trekking Tours
Ararat Saltik Climbing
Agarta Outdoor Shop | Doğubeyazıt
Gepäck nicht angekommen oder Wanderschuhe zuhause vergessen? Zum Glück gibt es einen kleinen aber gut ausgestatteten Outdoor Shop in Doğubeyazıt. Der Einzige. Die Besitzer des Ladens, haben es sich zur Mission gemacht, den Bergsteigerinnen und Bergsteigern in allen Belangen zur Seite zu stehen. Es geht nicht darum, Profit zu machen, sondern eine kompetente Anlaufstelle für die weitergereisten Bergfreunde zu sein. Im Laden bin ich auf die fröhliche Verkäuferin Ruken getroffen, lese bald mehr über ihre Geschichte auf Travel Faces.
Entdecke die Geschichte und Schönheit des Ishak Pascha Palasts
Oberhalb der Stadt Doğubeyazıt besuchen wir den prächtige Palastkomplex von Ishak Pascha, der im späten 17. Jahrhundert vom osmanischen Gouverneur Ishak Pasa erbaut wurde. 99 Jahre soll dieser Bau gedauert haben – wohl eher länger, denn nach seinem Tod übernahm sein Enkel die Fertigstellung des Palastes. Der Palast gilt als einer der schönsten Beispiele osmanisch-türkischer Architektur.
Auch die Lage des Palastes auf einem Bergrücken in einer Höhe von 2200 Metern ist sagenhaft und eröffnet den Blick auf das neue Stadtzentrum von Doğubeyazıt und die Seidenstrasse.
Der Palast, dessen Planungsprinz der Gliederung des berühmten Topkapi-Palastes in Istanbul nachempfunden ist, kann auch von innen bestaunt werden. Man geht durch die Moschee, Bibliothek, Küche und Wohnbereiche und sogar die Kerker. Die Raumfolge orientiert sich dabei dem Schema der traditionellen Dreiteilung osmanischer Paläste: Vorhof, Innenhof und einem abgegrenzten Frauenwohnbereich, dem Harem.
Nach dem Besuch des Palastes, empfiehlt es sich, auf der Terrasse des Paraşüt Cafe & Restaurant einen Türkischen Kaffee zu trinken, und die Aussicht auf den Palast zu geniessen.
Es lohnt sich, die goldene Stunde abzuwarten um schöne Fotos vom Palast zu machen. Danach weiter unten im Restaurant Noah zu essen. Hier kann man übrigens auch Campen.
Infos
- Standort: Yukarıtavla, Doğubayazıt
- Eintritt: 10 TRY (ca. 0.35€)
- Öffnungszeiten: 8:00 -17:00 Uhr / montags geschlossen
Noah’s Ark National Park
Und im siebten Monat, am siebzehnten Tag des Monats, liess sich die Arche auf dem Gebirge Ararat nieder.
1. Mose 8,4
Den biblischen Überlieferungen des Alten Testaments zufolge überstand die Arche Noah die Sintflut und landete im Gebirge des Ararat – doch waren diese Erzählungen wahr und wo genau befand sich das Schiff? Diese Frage umtreibt viele Wissenschafter und Abenteurer, die sich auf die Suche nach der Arche Noah begeben. Der Mönch Jacob war im 4. Jahrhundert wohl der Erste, der aufbrach, um zu beweisen, dass die Überlieferung der Bibel den Tatsachen entspricht.
Die bootförmige Stätte, die heute als offizielle Fundstelle der Arche Noah anerkannt ist, wurde erst viel später, Ende der 1950er Jahren bei einem Aufklärungsflug der NATO während des Kalten Krieges entdeckt. 20 Kilometer südlich des Gipfels des Ararat. Dem türkischen Fotoanalysten Kapitän Ilhan Durupinar fiel ein seltsames Objekt auf dem Foto auf, von dem er glaubte, dass es keine natürliche Formation sein könne. Der Fund wurde zum medialen Ereignis – das Interesse erlosch aber schnell.
Amerikanische Forscher führten die Forschungsarbeiten erst knapp 20 Jahre nach dem Fund durch das Aufklärungsflugzeug weiter und verkündeten, dass es sich tatsächlich um die Überreste der Arche handelte.
Heute kann der Fundort bei Telçeker öffentlich besucht werden. Im überschaubaren Besucherzentrum sind Informationen zu finden und Dokumentationen der ersten Untersuchungen ausgestellt. Ob wir da tatsächlich auf Relikte der Geschichte des Christentums blicken oder doch nie jemand die Arche Noah finden wird? Dafür hier ein kleiner Lesetipp.
Anreise zum Ararat / in die Provinz Ağrı
Aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz reist man am besten mit dem Flugzeug nach Istanbul. Von da geht es weiter per Inlandflug nach Ağrı oder Van, von wo aus man mit Mietauto oder Bus weiter nach Doğubeyazıt reist.