Objektive – Gutes Glas macht den Unterschied in der Fotografie

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Stefan Tschumi

Stefan liebt es, die Welt zu bereisen und unvergessliche Momente mit der Kamera festzuhalten. Ach ja, Kaffee liebt er auch.

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Objektive sind eine eigene Wissenschaft für sich. Es gibt sie in billig und sehr teuer. Gute und weniger gute Objektive sind auf dem Markt. Schnell kann da der Überblick verloren gehen. In diesem Blog erfährst du unter anderem, für was die Zahlen auf den Objektiven stehen und woran du ein gutes Objektiv erkennen kannst. Zudem gehe ich auf die Preisunterschiede ein und zeige auf, wodurch diese resultieren.

Beginnen möchte ich aber mit einem Gedankengang der mir besonders am Herzen liegt. Bei Objektiven reden wir vom wichtigsten technischen Bestandteil eines guten Fotos. Die Qualität des Bildes steht und fällt mit dem Objektiv. Da ist es klar, dass Objektive, auch Brennweiten genannt, schnell sehr teuer werden können. So kommen wir zum oben angedeuteten Gedankengang: Das beste Objektiv ist das, welches man sich leisten kann. Ganz einfach. Nehmt euch dies zu Herzen. Es ist sinnlos, sich ein Objektiv zu kaufen, welches weit über dem eigenen Budget liegt.

Nun aber zu den Punkten, die wohl am brennendsten interessieren.

Qualitätskriterien von Objektiven – Die Lichtstärke

Das wohl Wichtigste bei einem Objektiv ist die Lichtstärke. Diese erkennst du als kleine Zahl wie 1.4, 1.8, 2.0, 3.5 oder 5.6. Manchmal steht auch 3.5 – 5.6. Diese Zahlen beschreiben die maximal mögliche Blendenöffnung. Je tiefer die Zahl, desto weiter lässt sich die Blende öffnen und desto lichtstärker wird das Objektiv. Bei Festbrennweiten steht immer nur eine Zahl. Bei Zoomobjektiven variiert die Blendenzahl oft, besonders bei günstigen Objektiven. Hat man beispielsweise ein 28 – 105mm Zoomobjektiv auf welchem die Zahlen 3.5 – 5.6 vermerkt sind, bedeutet dies Folgendes: Bei 28mm lässt sich die Blende maximal auf 3.5 öffnen. Bei 105mm kannst du die Blende nur noch maximal auf 5.6 öffnen. Dein Objektiv ist bei 28mm also lichtstärker als bei 105mm. Es gibt aber auch Zoomobjektive mit einem festen Blendenwert wie 2.8 oder 4.

Generell lässt sich festhalten, je tiefer die Blendenzahl auf dem Objektiv, desto lichtstärker ist dieses. Und desto schöner wird das Bokeh. Bokeh beschreibt die Unschärfe im Bild. Darauf achten besonders Porträt-Fotografen, da sie viel mit Unschärfe im Hintergrund eines Bildes arbeiten.
Jedoch sind diese Objektive meist auch schwerer und teurer. Dies erklärt auch, warum die Kit-Objektive meist leicht sind und in einer Zoom-Variante mit variabler Blende geliefert werden.

Wenn es dich verwirrt, dass die Blendenöffnung bei einer kleineren Zahl grösser ist und umgekehrt, so merke dir folgendes: Früher wurde die Blende auch F-Stop genannt. F-Stop 0 wäre eine komplett offene Blende (baulich nicht realisierbar). Blendest du nun ab (du machst die Blendenöffnung kleiner), so stellst du sie Stop für Stop ein. Hast du dies beispielswiese bis zu F-Stop 22 gemacht, ist die Blende weit geschlossen und lässt wenig Licht durch. Anders wenn sie nur bis 2.8 eingestellt ist. Denn dann hast du weniger am Einstell-Rad gedreht, woraus weniger Stops resultieren. Meine Freundin sagt sich immer das Sprüchlein, kleine Zahl, grosse Öffnung, grosse Zahl kleine Öffnung auf. Das klappt auch ganz gut.

Qualitätskriterien von Objektiven – Die Schärfe

Ein weiterer Punkt bei der Bestimmung der Qualität ist die Schärfe des Objektivs. Diese wird durch die Qualität des Glases bestimmt. Besonders der Deutsche Glashersteller Zeiss gilt in vielen Expertenkreisen als Nummer eins in diesem Bereich. Zeiss Glas geniesst den Ruf, extrem scharf abzubilden. Dadurch erhält man schöne Konturen und mehr Details. Zeiss baut eigene Objektive, arbeitet aber auch mit Sony zusammen und liefert teilweise das Glas für deren Objektive. Sony selber baut seit 2016 die G Master Objektive. Diese sind speziell für die neue Generation der hochauflösenden Kamerasensoren gemacht und sind wie Zeiss Objektive, ein Traum für Fotografen. Aber auch Canon- und Nikon-Objektive geniessen einen sehr guten Ruf. Daneben gibt es Hersteller wie Sigma und Tamron, welche Objektive für beinahe alle Kamera-Typen der grossen Hersteller anbieten.

Das Glas hat übrigens auch eine Auswirkung auf die Farben und die Kontraste eines Bildes und entscheidet darüber, ob und wie stark Chromatische Aberrationen ausfallen. Chromatische Aberrationen beschreiben Farbsäume in den Kontrastbereichen eines Bildes.

Qualitätskriterien von Objektiven – Die Verarbeitung

Dann wäre da noch die Verarbeitung. Setzen Hersteller auf Plastik anstatt auf hochwertigere Materialien, lässt sich natürlich Geld sparen. Meist wirken diese Objektive aber etwas billig und sind im Vergleich zu Objektiven, welche aus Metall gefertigt wurden, stossanfälliger. Zudem sind günstige Objektive meist nicht so gut gegen Umwelteinflüsse abgedichtet.

Bildstabilisator

Wenn ein Objektiv teuer ist, so kannst du davon ausgehen, dass ein Bildstabilisator eingebaut ist. Zumindest meistens.
Der Bildstabilisator sorgt dafür, dass ein Bild auch noch bei etwas längeren Verschlusszeiten gestochen scharf wird. Dadurch kannst du länger aus der Hand fotografieren. Eine gute Sache ist der Bildstabilisator auf jeden Fall, aber nicht ganz günstig. Neuere Kameras wie die Sony Alpha 7RII oder die 7SII haben den Bildstabilisator im Body integriert. Dadurch werden selbst Objektive stabilisiert, welche über keinen eigenen Bildstabilisator verfügen.

Autofokus oder manuelle Fokussierung

Wie willst du eigentlich fokussieren? Steht der Spass im Vordergrund, dann wahrscheinlich manuell. Oder die Kamera verfügt über Peaking, dann wirst du auch so gut wie ausschliesslich manuell fokussieren. Zumindest in den normalen Situationen. Wenn du Objekte fotografierst, die sich sehr schnell bewegen, ist ein guter Autofokus Gold wert. Je besser ein Objektiv für eine Kamera geeignet ist und je besser der Autofokus-Motor ist, desto besser werden auch die Ergebnisse sein. Natürlich kommt hier auch noch der Kamerasensor ins Spiel, da die Messfelder für den Autofokus auf dem Sensor sitzen. Objektive, die nur manuell fokussierbar sind gibt es zu einem günstigen Preis. Trotzdem lohnt es sich, für einen Autofokus Geld auszugeben.

Zum Thema Peaking-Einsatz bei Sony Alpha Kameras haben wir einen informativen Blog.

Für welchen Sensor-Typ ist das Objektiv gemacht?

Grundsätzlich unterscheidet man Objektive für zwei Sensoren-Typen: Vollformat und APS-C. Objektive für Vollformat – auch Kleinbild- oder 35mm-Sensor genannt – können auch an einer Kamera mit APS-C Sensor verwendet werden. Besonders praktisch, wenn man mit einer APS-C Kamera einsteigt und nachher zu einem Vollformat-Modell wechseln möchte. Dann hat man bereits die passenden Objektive.
Grosser Nachteil: Man muss tiefer in die Tasche greifen, unabhängig der Lichtstärke. Vollformat-Objektive sind teurer. Meist wird auch mehr Glas verwendet und sie sind dadurch schwerer. Mit der Einführung der DSLM Kameras können die Hersteller zwar wieder ein wenig an Gewicht einsparen, trotzdem gilt diese Faustregel immer noch. Dies zeigt auch eindrücklich das Beispiel von Sony. Die G Master Objektive, welche ihr Potenzial mit den hochauflösenden DSLMs ausspielen, sind nahezu so gross und schwer wie Vollformat-Objektive anderer Hersteller.

Anders die APS-C Objektive. Sie sind meist leichter und günstig zu haben. Trotzdem bieten sie eine ordentliche Qualität. Dadurch kannst du besonders als Einsteiger Geld sparen. Die Objektive bei einem Wechsel auf Vollformat später aber noch zu benutzen, ist nur bedingt möglich. Da das Objektiv nicht den gesamten Sensorbereich abdeckt, entstehen schwarze Ränder. Bei meiner Sony Alpha 7RII beispielswiese, kann ich in den APS-C Modus wechseln. Dadurch vermeide ich die schwarzen Ränder, verliere aber gleichzeitig an Bildinformationen, da nicht mehr der gesamte Sensor ausgenutzt wird. Dafür verändert sich meine Brennweite um den Crop-Faktor. Habe ich an meiner Vollformat-Kamera eine APS-C Linse angebracht mit einer Brennweite von 50mm, so verfüge ich in Wirklichkeit über eine Brennweite von rund 75mm. Dies ist besonders spannend im Bereich der Tierfotografie.

Spezialobjektive

Zu guter Letzt ist auch die Objektiv-Art entscheidend für den Preis. Spezialobjektive, wie beispielsweise ein Fisheye können sehr schnell richtig teuer werden. Gleiches gilt auch für ein Tilt-and-Shift Objektiv. Die Bauart solcher Objektive ist sehr aufwendig und verursacht hohe Kosten. Kosten, die letztendlich der Endkonsument mittragen muss.

Wie bereits öfters erwähnt, haben gute Objektive meist einen hohen Preis. Dies liegt daran, dass viele Komponenten wie Autofokus, Bildstabilisator, Verarbeitung und Lichtstärke im Zusammenspiel den Preis hoch kumulieren. Mit teurem Glas kannst du nichts falsch machen. Daher gilt beim Kauf abzuwägen, auf was du selber besonderen Wert legst, Kamerabody oder Objektive. In der Regel lohnt es sich aber, eher beim Body zu sparen und dafür mehr bei den Objektiven auszugeben. Vor- und Nachteile gibt es immer.

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2 Antworten

  1. Interessanter Artikel über Objektive! Ich frage mich, ob wirklich immer teurere Linsen die bessere Wahl sind, gerade für Hobbyfotografen. Manchmal kann das beste Preis-Leistungs-Verhältnis ausschlaggebender sein. Es ist auch spannend, dass du den kreativen Einfluss von Lichtstärke und Bokeh nicht so sehr betonst. Fotografie ist ja nicht nur Technik, sondern auch Kunst. Vielleicht könntest du ein paar günstigere Markenalternativen erwähnen? Und wie siehst du das Verhältnis von APS-C zu Vollformat-Objektiven für Amateure oder Semi-Profis?
    Nicht jeder benötigt sofort teure Spezialobjektive, oder? Manchmal zählt doch mehr das Auge des Fotografen als die Ausrüstung.

    1. Hallo Tim

      Schöner Input. Da hast du natürlich Recht. Am Ende geht es immer um die Kreativität. Und nur teures Glas ist nicht die Lösung. Es wird auf jeden Fall weitere Artikel zu dem Thema geben.

      Beste Grüsse

      Stefan

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