Hast du das wunderschöne Land Myanmar bereits bereist? Falls ja, warst du dabei in der Region rund um Loi-kaw? Uns ist kurz mal die Kinnlade runter, als unser Guide uns erzählte, dass da noch regionale Soldaten (Rebellen) patrouillieren und diese Zone bis vor einigen Jahren als Black Zone galt. Zudem wisser er auch nicht so genau, ob Touristen überhaupt willkommen seien. Eine hervorragende Ausgangslage, wie wir finden.
Aber nochmals ganz von vorne. In Myanmar haben wir uns direkt in Yangon einen Guide gesucht, der uns sein Land zeigen sollte und zwar alle Facetten davon. Er stellte für uns eine vielversprechende Route zusammen. Nach etwa einem Drittel der Route sassen wir abends am Tisch und diskutierten, ob wir uns nun auf den Weg nach Loi-kaw begeben wollten. Ursprünglich wollten wir in diese Region in der Hoffnung Padaung anzutreffen, weil wir uns beide sehr für fremde Kulturen, Traditionen und Lebensweisen interessieren. Wer die Padaung sind, wo sie leben und was sie so speziell macht, erfährst du etwas weiter unten. Diese Rebellensache hat uns dann aber Tatsache etwas verunsichert. Nach etwas Recherche und Diskussionen entschieden wir uns dann aber dafür nach Loi-kaw zu fahren. Das hat verschiedene Gründe.
Myanmar und der geschichtliche Hintergrund
Die Rebellen bewegen sich nicht in dieser Region in der Hoffnung irgendwelche Touristen abfangen zu können. Sie verfolgen ein ganz anderes Ziel. Dafür muss ich etwas ausholen. Myanmar, ehemals Burma, ist aufgeteilt in 15 Staaten. In diesen leben über 100 Ethnien. Darunter auch der Stamm der Karen, dem im Übrigen auch die Padaung angehören.
Die finsteren Jahre
Von 1962 bis rund 2011 litt das Land unter einer Militärherrschaft. Seit der Unabhängigkeit Myanmars von der britischen Krone im Jahre 1948 waren und sind die Karen sowie andere ethnische Minderheiten massiven Menschenrechtsverletzungen durch das burmanische Militär ausgesetzt. In den Jahren 1947 und 1949 fanden blutige Auseinandersetzungen statt, mit dem Ziel, die ethnischen Minderheiten auszulöschen, beziehungsweise aus dem Land zu vertreiben.
Ab Mitte der 1970er Jahre flohen viele Karen nach Thailand, konnten aber nach dem Rückzug des Militärs in ihre Heimat zurückkehren. 1984 durchbrachen die Militärs in einer Grossoffensive die Karen-Linien und behaupteten ihre Stellungen dauerhaft. 10’000 Menschen flohen in der Folge ohne Aussicht auf eine Rückkehr. In den folgenden zehn Jahren wurden die Angriffe entlang der Grenze von Mae Hong Son bis Kanchanaburi intensiviert. Zudem wurden neue Armeebasen und Nachschubrouten errichtet. Die damit einhergehende systematische Ermordung und Vertreibung der dort ansässigen Karen, die Verbannung in Zwangsarbeit, Vergewaltigungen und andere Repressalien, markieren den Beginn eines Flüchtlingsdramas.
Diese Gräueltaten seitens des Militärs führten dann dazu, dass sich regionale Soldaten formierten und patrouillieren. Somit sind wir mit Umschweifen nun bei diesen Rebellen gelandet. Rebellen, die das Ziel verfolgen ihren Staat gegen das Militär zu schützen.
Die Rebellen und wir
Auf diese sogenannten Rebellen sind wir dann auf dem Weg nach Loi-kaw auch getroffen. Wir wählten einen Weg durch den Dschungel von Myanmar, der nicht einmal unser Guide kannte. Irgendwann kamen uns dann Männer mit geschulterten Waffen entgegen. Beim Ersten dachte ich (Steffi) noch, dass es sich um Jäger handeln würde. Irgendwann wurde dann selbst mir klar, dass es unmöglich so viel Wild haben konnte. Abgesehen davon, dass es zahlenmässig immer mehr wurden, wurden die Waffen auch immer grösser – zumindest gefühlt.
Auf einer Anhöhe stieg unser Guide dann aus, um nach dem Weg zu fragen. Stefan hüpfte ebenfalls aus dem Auto und begrüsste die jungen Herren mit einem «Minglar bar». Unmittelbar realisierte er, dass da etwas gar nicht so war wie sonst, denn unser Guide forderte ihn auf zurückzubleiben. Er sprach mit den Männern, drehte sich irgendwann um und meinte sie würden gerne ein Foto mit uns machen. Ich sprang also auch aus dem Auto und stellte mich dazu. Einer der Männer entfernte extra noch seine Abzeichen, damit wir später keine Probleme bekommen würden, sollten unsere Mobiltelefone geprüft werden.
Stefan erzählte mir glücklicherweise erst etwas später, dass deren Auto bis unters Dach mit Waffen geladen war. Auch wenn diese Situation gefährlich wirkt, wenn man das so liest, fühlten wir uns nie unwohl oder bedroht.
Die wichtigste Erkenntnis aus diesem Erlebnis ist für uns, dass man immer überlegen sollte, wer in den Konflikt involviert ist. Wir waren in diesem Fall absolut unbeteiligt, denn wie oben erwähnt verteidigen diese Rebellen ihre Region gegen das Militär.
Das Besondere an der Region Loi-kaw
Die Monastery
In Loi-kaw befindet sich eine Monastery, die den Touristen freien Zugang gewährt. Der Marsch in den Esssaal ist ein alltägliches Ritual, das regelrecht zelebriert wird. In Reih und Glied stellen sich die Novizen auf und warten darauf eingelassen zu werden. Die Flipflops werden ordentlich vor dem Aufgang abgestellt. Unglaublich – bei uns daheim sah das nie so ordentlich aus und das obwohl ich nur drei Geschwister habe. Für uns absolut faszinierend wie gut dieses Zusammenleben funktioniert und wie diszipliniert diese jungen Menschen sind.
Die Pagode im Felsen
Mitten in Loi-kaw befindet sich eine sehr spezielle Pagode. Die Bauwerke der Taung Kwe Pagoda wurde auf Felsen gebaut und befindet sich somit auf mehreren Ebenen. Etwas Ähnliches haben wir auf der ganzen Reise durch Myanmar nicht gesehen. Hier findet man auch eine mini Abbildung des Golden Rocks. Alleine auf Grund der Besonderen Bauweise ist diese Pagoden einen Besuch wert.
Die Padaung, ein Volk der Karen
Nun kommen wir zum eigentlichen Grund unseres Besuchs von Loi-kaw. Rund um Loi-kaw gibt es noch Dörfer in denen die Kekawngdu Frauen, die auch als Padaung bezeichnet werden, leben. Wir sprechen hier von den Frauen, die Metallringe um ihre Hälse tragen. Um diese Ringe ranken sich vielerlei Geschichten. Uns wurde erzählt, dass diese Frauen die Ringe tragen, um sich und ihre Mädchen hässlich zu machen und damit vor Männern zu schützen, die Mädchenraub begehen wollen. Eine andere Geschichte besagt, dass der ehemalige König wohl gerne viele Frauen hatte und sich überall im Land Frauen zusammengesuchte. Auch davor wollten sie sich schützen. Das Leben in den Fängen des Königs war wohl nicht so königlich, wie man sich das vorstellt.
Für mich klangen diese Geschichten sehr nachvollziehbar. Vor allem, wenn man in Betracht zieht, dass es ganz im Westen des Landes Frauen gibt mit tätowierten Gesichtern. Steckt dahinter wohl der gleiche Grund? Mit Sicherheit kann ich diese Frage nicht beantworten. Ich könnte es mir jedoch gut vorstellen.
Weil wir mehr wollen
Wenn du bereits in Myanmar warst, dann denkst du dir jetzt bestimmt «Weshalb dieser immense Aufwand?». Die Padaung kann man auch am Inle Lake sehen. Da gebe ich dir absolut recht, aber die Bilder die ich bis dato davon gesehen habe, fühlen sich für mich irgendwie falsch an. Es macht auf mich den Eindruck als hätte man die Frauen dahin platziert als Touristenattraktion.
Das ist in der Region rund um Loi-kaw überhaupt nicht so. Am Eingang des Dorfes waren die Frauen natürlich vorbereitet auf Touristen und hatten da ihre Stände, aber etwas weiter im Dorf haben wir die Frauen so angetroffen, wie sie wirklich leben. Kein Theater, das extra für uns veranstaltet wurde. Dies merkten wir, weil erstmals die Fensterläden und Türen geschlossen wurden, als man uns entdeckte. Die Kinder waren dann jedoch sehr neugierig und ermöglichten uns einen Zugang zur Dorfbevölkerung. Wir durften uns umsehen und sogar fotografieren. Für diese Momente sind wir sehr dankbar und tragen sie in unseren Herzen mit.
Wir können dir das Reiseland Myanmar von ganzem Herzen empfehlen. Diese herzlichen und fröhlichen Menschen haben unser Leben absolut bereichert.
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