Die etwas andere Seite des Reisens

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Stephanie Bernhard

Steffi hat ihre Liebe für fremden Kulturen und die Fotografie auf einer mehrmonatigen Weltreise entdeckt.

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So unglaublich schön das Reisen ist, so viele Dinge wirst du auch sehen, die du dir nie so vorgestellt hast. Deine Augen werden wunderschöne Landschaften erblicken und du kommst in den Genuss traumhafter Sonnenuntergänge, menschenleerer Strände. Atemberaubenden Bauwerke und herzliche Menschen erwarten dich. Aber du wirst auch mit einem anderen Bild konfrontiert werden.

Ein Bild, welches geprägt ist von Armut, Perspektivenlosigkeit und Abfall. Dies soll jetzt nicht das Reisen schlecht machen. Ganz im Gegenteil. Dies sind Seiten, die genauso dazugehören wie all das Schöne am Reisen. Diese Kehrseite der Medaille aber ist es, welche ein reales Bild der Welt vermitteln. Das ist der Grund, warum wir nie all-inclusive Urlaub machen oder in edlen Hotels absteigen. Wir möchten die Welt sehen wie sie ist – und das macht man nur, wenn man dorthin geht, wo die Einheimischen sind und leben. Dann wird man mit dem realen Bild eines Landes konfrontiert.

Wachsende Plastikberge – Ein globales Problem

Ein ganz grosses Problem, was mir sehr nahe ging und mich auch nicht mehr losgelassen hat, ist der Müll, welcher in vielen Ländern überall herumliegt. Allem voran der Plastikmüll. Insbesondere in Bali, Myanmar und Nepal gab es bergeweise davon. In diesen Ländern ist es nicht wie bei uns, wo wöchentlich einmal die Müllabfuhr kommt und wir dann ganz nach dem Motto «Aus den Augen, aus dem Sinn» weiterleben. In diesen Ländern stapelt sich der Plastikmüll. Er wird einfach achtlos weggeworfen, als ob er sich irgendwann in der Natur zersetzen würde. Es erweckt den Anschein, als ob diese Menschen nicht aufgeklärt wurden. Ein Freund von uns sagte einmal, wie sollten sie es auch wissen. Sie assen früher aus Blättern, die als Teller dienten. Die konnte man nach dem Essen einfach zurück in die Natur werfen. Ich will damit nicht sagen, dass die Menschen aus diesen Ländern unterentwickelt sind – ganz und gar nicht. In diesen Ländern ist nur das System nicht so entwickelt, wie bei uns. Es gibt da keine Müllabfuhrt und kein Recycling. Und schliesslich haben wir den Plastik in diese Länder getragen und sind dementsprechend mitschuldig an diesem globalen Problem. Deshalb müssen wir es auch gemeinsam lösen. Irgendwie.

Armut oder Abzocke

Ein zweites Thema, dass mich stark beschäftigt hat, ist die Armut in gewissen Ländern. Aber auch da ist es manchmal schwierig zu entscheiden, wer wirklich an der Armutsgrenze lebt und wer dir die Story vom Pferd erzählt, weil er sieht, dass du Tourist bist.

Wir in Europa sind sehr privilegiert und ich weiss dies enorm zu schätzen. Nicht jeder kann so behütet aufwachsen, eine solide Schulbildung geniessen und ein unbeschwertes Leben führen so wie wir. Deshalb gebe ich sehr gerne etwas zurück. An die Menschen, jenen es weniger gut geht als uns. Nichtsdestotrotz ärgert es einem, wenn man merkt, dass man abgezockt wurde, wie einst in Nepal. Wir kauften einer Nepalesin Lebensmittel. Viele Lebensmittel. Für Ihre Familie, wie sie sagte. Für ihre Kinder. Anscheinend aber, war es nur für den Wiederverkauf. Dies erklärte uns ein befreundeter Nepali. Dahinter steckt ein System, dem gutmütige Touristen gerne Mal zum Opfer fallen. Das soll jetzt nicht heissen, dass diese Dame irgendwie böse war oder so. Gar nicht. Wenn es ums Überleben geht, dann muss man sich etwas einfallen lassen. Manchmal hat die Armut halt einfach mehr Facetten. Und wie sagte unser Nepali-Freund im Anschluss an die Aktion zu uns: «Ärgert euch nicht. Ihr habt ein reines Herz, denn ihr wolltet Gutes tun.» Und genau so ist es doch. Immer dann, wenn man der Meinung ist, dass jemand wirklich Hilfe braucht, sollte man helfen, ohne sich zu überlegen, ob die Notlage echt ist oder erfunden. Denn Armut ist ein reelles Problem, zu dessen Minderung man aber etwas beitragen kann.

Was eine einzelne Person tun kann

Seit ich diese Plastikproblematik in den verschiedenen Ländern gesehen habe, bin ich sensibilisiert auf diese Thematik. Wir kaufen so gut wie keine Plastikflaschen mehr, sondern benutzen wiederverwendbare Glasflaschen. Auch die Plastiksäckchen für Gemüse und Früchte kann man super durch wiederverwendbare Beutel ersetzen und der Coffee to go schmeckt in deinem Lieblingsthermobecher noch viel besser. Und wieso zur Hölle brauchen Erwachsene eigentlich Strohhalme? Die Sache mit dem Trinken sollte doch allmählich funktionieren. Auch kann seife anstatt Duschgel benutzt werden. Es gibt so viele Bereiche in denen jeder einzelne aktiv werden kann. Das soll jetzt kein Moralapostel-Text sein. Viel mehr soll er aufzeigen, wie das Reisen einem die Augen öffnen kann. Auf einmal sieht man jede Menge Probleme, die nur existieren, weil wir im Westen einen bestimmten Lifestyle pflegen und diesen in die ganze Welt exportieren. Die Zerstörung der Umwelt durch Ausbeutung im Namen der Resourcengewinnung sprechen wir hier jetzt gar nicht erst an. Auch nicht, wie der Tourismus durchaus auch dazu beiträgt, den Planeten nachhaltig zu verändern. Wie fast alles im Leben, gibt es auch beim Reisen zwei Seiten. Eine wunderschöne, welche die romantischen Klischees bedient und eine, die ein reales Bild zeigt. Und warum schreibe ich den Text? Aus Liebe zum Reisen und unserem Planeten. Jeder, der das Plastikproblem und die Armut noch nicht mit eigenen Augen gesehen hat, dem empfehle ich, dies nachzuholen. Denn spätestens wenn man das gesehen hat, ist das Erscheinungsdatum des neuen iPhones sowas von egal.

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