Sabbatical – Warum Arbeitgeber und Arbeitnehmer profitieren

Picture of Stephanie Bernhard

Stephanie Bernhard

Steffi hat ihre Liebe für fremden Kulturen und die Fotografie auf einer mehrmonatigen Weltreise entdeckt.

INHALT

teilen

Ein Sabbatical, das sogenannte Sabbat Jahr, ist eine Auszeit von der Arbeit. In Lehrer-Kreisen und kreativen Berufen bereits fest etabliert, ist es in der breiten Öffentlichkeit eine etwas neuere Erscheinung. Dies hat auch mit den Generationen zu tun. Ab der Generation Y herrscht zunehmend der Drang nach Selbstverwirklichung, wozu ein Sabbatical durchaus beitragen kann.

Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich selber für ein halbes Jahr in einem Sabbatical. Tätig bin ich in einem KMU mit rund 50 Mitarbeitern. Bei der Unternehmung bin ich Leiterin des Backoffices und haben die Administration, die Buchhaltung und das Personalwesen unter mir. Bei diesem Unternehmen bin ich seit zweieinhalb Jahren unter Vertrag.

Zu meinem Entschluss, eine Auszeit nehmen zu wollen, haben mich zweieinhalb sehr strenge Jahre bewogen. Ich bin in eine Führungsaufgabe hineingekommen und das mit meinen gerade mal 27 Jahren. Das hat mir vor allem zu Beginn sehr viel abverlangt. Nach knapp zwei Jahren war ich dann an dem Punkt, an dem ich das Verlangen nach einer Auszeit verspürte. Dieser Drang war so stark, dass ich sogar gekündigt hätte, wenn ich kein Sabbatical hätte beziehen können. Eine Sabbatical-Regelung bestand in unserem Unternehmen zwar bereits, jedoch war ich eigentlich noch nicht genug lange dabei, um diese in Anspruch nehmen zu können.

Ausarbeitung und Einführung der Regelung

Das Thema Sabbatical wurde durch einen langjährigen Mitarbeiter angestossen. Damals, im Jahre 2015, gab es für ihn eine bilaterale Lösung.

Ein halbes Jahr später beschloss unser Geschäftsführer und Inhaber eine Sabbatical-Regelung auszuarbeiten, weil er diese Möglichkeit allen Mitarbeitern bieten wollte. Denn er bietet lieber ein Sabbatical an, als Gefahr zu laufen, geschätzte Mitarbeiter zu verlieren. Meine Arbeitskollegin und ich wurden damals mit der Ausarbeitung der Regelung beauftragt.

Unsere Regelung

Bei uns sieht die Regelung eine mindestens fünfjährige Betriebszugehörigkeit vor. Zudem bieten wir ein unbezahltes, sowie ein bezahltes Sabbatical an. Natürlich zahlt der Arbeitgeber nicht munter Gehalt weiter. Das wäre dann doch zu schön, um wahr zu sein. Nein, es funktioniert so, dass sich der Arbeitnehmer über einen gewissen Zeitraum nicht sein gesamtes Gehalt auszahlen lässt und sich den so angesparten Betrag während seines Sabbaticals auszahlen lässt.

Dies hat für den Arbeitnehmer mehrere Vorteile. Er ist während seines Sabbaticals weiter versichert (dies gilt für die Schweiz). Sprich der Arbeitnehmer muss sich keine teure Unfallversicherung abschliessen und auch für Krankentaggeld besteht weiterhin eine Versicherung. Weiter wird in der Schweiz auch die Einkommenssteuer tiefer ausfallen, durch die Verlagerung der Auszahlung.

In unserer Regelung ist eine Kündigung von beiden Seiten nicht ausgeschlossen. Womit wir beim Risiko des Arbeitgebers sind. Natürlich birgt ein Sabbatical das Risiko, dass der Mitarbeiter nach seiner Auszeit nicht an den Arbeitsplatz zurückkehren möchte. Eine Neuorientierung kann durchaus stattfinden. Aber, wenn sich der besagte Mitarbeiter neu orientiert, dann war er offensichtlich nicht mehr glücklich in seinem Job und konnte somit sein volles Potenzial auch nicht mehr ausschöpfen.

Was für einen Nutzen hat der Arbeitgeber

Viele kleinere Unternehmen begründen eine Ablehnung eines Sabbaticals damit, dass sie sich das nicht leisten könnten. Ich verstehe diesen finanziellen Aspekt. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass so ein Sabbatical für ein kleineres Unternehmen sehr vorteilhaft sein kann. Gerade da ist oftmals nur eine Person für einen gewissen Bereich verantwortlich, sprich sie hält das ganze Wissen unter Verschluss. Bei einem Sabbatical muss dieses ganze Wissen an die Stellvertretung weitergegeben werden. Es wird also geteilt, zu Papier gebracht. So detailliert, wie es bei einer Kündigung wahrscheinlich nicht der Fall wäre, denn die Person hat ein Interesse daran, dass die Arbeitsprozesse in kurzer Zeit und korrekt erledigt werden können. Weiter überdenkt eine allfällige Stellvertretung die Prozesse und bringt vielleicht sogar Optimierungen ein.

Ein Sabbatical ist zudem eine sehr effektive Methode, um ein Burnout zu verhindern. In dieser schnelllebigen Zeit sind viele Leute mit Job, Familie und Freunden so ausgelastet, dass gar keine Zeit für die eigene Entfaltung bleibt. Ein Sabbatical ist ein optimaler Weg, um sich kurze Zeit davon loszureissen und sich auf die eigenen Bedürfnisse zu fokussieren.

Mit dieser Auszeit bietet der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung und Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Insbesondere bei jenen Personen, welche die Auszeit für eine Reise nutzen, werden auf jeden Fall verändert zurückkommen. Wahrscheinlich etwas gesetzter und weltoffener. Vielleicht bringt der Arbeitnehmer sogar zusätzliches Wissen oder neue Kompetenzen mit.

Sabbatical – ein Geben und ein Nehmen

Ein Sabbatical ist eine Wertschätzung des Arbeitgebers an den Arbeitnehmer und sollte meines Erachtens auch so gesehen werden. Ich für meinen Teil schätze dies mehr als jede Gehaltserhöhung und bin auch gerne bereit, etwas zurückzugeben. Für mich war von Anfang an klar, dass ich als Supportstelle verfügbar sein werde und bei unlösbaren Problemen gerne weiterhelfe. Es gibt auch Stimmen, die total dagegen sind. Am Ende des Tages muss das jeder für sich entscheiden. Mir macht mein Job sehr viel Spass von daher muss ich Privat und Geschäft nicht trennen.

Wie ich das Sabbatical erlebe

Mein sechsmonatiges Sabbatical nutze ich für eine Reise mit meinem Partner. Ich lerne mich gerade neu kennen. Die Freude an der Fotografie und am Schreiben habe ich wiederentdeckt. Ich bin schon jetzt viel entspannter geworden und frage oft nach der Wesentlichkeit von gewissen Dingen. Im Arbeitsalltag wird man wohl irgendwann etwas engstirnig. Reisen ist die beste Medizin dagegen.

Ich habe regelmässigen Kontakt mit meinen Kollegen von der Arbeit und meinem Chef, dem Geschäftsführer und freue mich auch dahin zurückkehren zu können, denn wie gesagt flüchte ich nicht vor meinem Job, sondern gönne mir einen kleine Auszeit.

Zu diesem Thema habe ich übrigens mit Sebastian von Off-the-path einen Podcast aufgenommen. Falls du Interesse am Thema Sabbatical hast, hör doch mal rein. Hier geht es direkt zum iTunes Store.

WEITERE BLOGARTIKEL

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert